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BKA macht mobil

Nach kurzer Pause weitere Durchsuchungen in der Hackerszene

Beamte des BKA haben sich erneut in die praktische Ausbildung begeben. Am Dienstag Morgen gegen sechs wurden drei Hacker unsanft aus dem wohlverdienten Schlaf gerissen. Mitarbeiter des BKA luden sich zum morgendlichen Kaffee ein und durchsuchten alles was irgendwie nach Technik aussah,

Die jüngsten Ermittlungen beziehen sich auf ein Telefonbüchlein, das bei vorherigen Durchsuchungen im November in den Räumen des CCC beschlagnahmt wurde.

Nach BKA-Angaben hat ein Hacker am 20. November 1986 eine 'Datenunterhaltung' mit dem für die Systempflege verantwortlichen Systemmanager geführt. Danach wurde der ungebetene Gast vom Systemmanager aus dem System herausgeworfen. Der Sysop unterbrach sämtliche Zuleitungen und verhinderte damit jeglichen Zugang zum Rechner. Der Hacker sei nun über einen anderen Rechner in das System eingedrungen und habe dem Systemmanager sämtliche Nutzungsrechte entzogen. Der Sysop hatte keine Möglichkeit mehr, auf sein System zuzugreifen.

Gegen 16.00 kristallisierte sich heraus, daß das BKA in sechs Orten der Bundesrepublik gleichzeitig eine konzertierte Aktion durchführte. Nach bisher vorliegenden Informationen sind dies:

1)6.00 - 11.30 eine Privatwohnung in Ellerbek (Kreis Pinneberg)

2) 615 - 17.00 eine Privatwohnung in Karlsruhe; Betriebsräume der Universität Karlsruhe; Privatwohnung der Eltern des Durchsuchten in Bad Bramstedt,

3) 6.30 - 18.00 Eine Privatwohnung in Hamburg-Harburg; ebenfalls Betriebsräume des Arbeitgebers

Ergebnisse dieser Ermittlungen liegen derzeit noch nicht vor. Nach neuesten Informationen sind an den Durchsuchungen der Privatwohnung in Hamburg-Harburg auch drei Beamte der Deutschen Bundespost beteiligt. Sie interessieren sich für Verstöße gegen das Fernmeldeanlagengesetz.

Nachdem die Durchsuchungen gegen 12.00 dem diensthabenden Leiter der Hackerseelsorge bekannt wurden, sind erste Maßnahmen eingeleitet worden. Bereits gegen 12.30 stand ein Mitarbeiter von Radio Hamburg vor der Tür. Ein Durchsuchter gab erste Interviews. Auf die Stellungnahmen der anderen Durchsuchten wird noch gewartet. Laut Hackerseelsorge habe inzwischen fast jeder Hacker das Prädikat 'staatlich geprüfter Hacker' erworben - eine Auszeichnung, die in der Szene einen hohen Stellenwert besitzt.

Bei der jüngsten Hausdurchsuchung in Hamburg wurde ein selbstgebauter Akkustikkoppler, rund 25 Spieledisketten sowie diverse Programmausdrucke beschlagnahmt. Außerdem nahmen die Beamten die jüngste Ausgabe der CCC-eigenen Publikation Datenschleuder mit.

Mitglieder des Chaos Computer Clubs sind angesichts der jüngsten Durchsuchungen eher enttäuscht. Wie Vorstandsmitglied Steffen Wernéry erklärte wurde Wochen vor der Veröffentlichung des NASA-Hacks der Verfassungsschutz informiert, mit der Bitte, die amerikanischen Geheimdienste über den schwerwiegenden Softwarefehler in Kenntnis zu setzen. Nach Angaben der Hacker wollte man mit dieser Informationspolitik auf vorhandene Sicherheitsrisiken aufmerksam machen. Nachdem sowohl die Digital Equipment Corporation (DEC) als betroffener System- und Netzhersteller als auch die befallenen wissenschaftlichen Institute informiert waren, ging der Chaos Computer Club mit der Story an die Öffentlichkeit. Nachdem die Wogen der Erregung abflauten, stellten die Computerfreaks fest, das trotz ihrer Informationspolitik die Computer der NASA nach Wochen immer noch offen und die Sicherheitsmängel nicht beseitigt waren.

Wie Reinhard Schrutzki gegenüber der Presse erklärte, zeige der Vorfall, wie wenig man sich auf die Sicherheitsbehörden verlassen könne. Man habe sich wirklich bemüht, eine Schadensbegrenzung einzuleiten. Jetzt wird man vom BKA verfolgt. Schrutzki: Wer wirklich als Betroffener von Computerkriminalität auf die Hilfe der Polizeibehörden angewiesen ist, der hat schlechte Hirten.

 

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