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Real Programmers don't use PASCAL

Teil III

In was für einer Art von Umgebung funktioniert ein Richtiger Programmierer am besten? Das ist eine wichtige Frage für den Auftraggeber von Richtigen Programmierern. In Anbetracht der Stange Geld, die ein Stab von Mitarbeitern kostet, erscheint es am besten, sie oder ihn in einer optimalen Umgebung unterzubringen.

Der typische Richtige Programmierer lebt vor einem Computerterminal. Um das Terminal herum liegen die Listings aller Programme, an denen er jemals gearbeitet hat. Diese sind in grob chronologischer Ordnung auf jeder ebenen Fläche des Büros gestapelt. Ebenfalls zu finden ist etwa ein halbes Dutzend halbvoller Tassen mit kaltem Kaffee. Gelegentlich schwimmen Zigarettenstummel in dem Kaffee. In einigen Fällen enthalten die Tassen auch Orangensaft. Weiters, außer er ist wirklich SEHR gut, werden sich Kopien des OS JCL-Handbuchs finden, sowie die 'Principles of Operation', aufgeschlagen auf teilweise recht interessanten Seiten. An die Wand geheftet befindet sich ein auf einem Uralt-Printer gedruckter Snoopy-Kalender aus dem Jahre 1969. Über den Boden verstreut liegen die Verpackungen diverser mit Erdnußbutter gefüllter Käsebrote, Schließlich, in der linken obersten Schreibtischschublade, unter einer Schachtel Kekse, befinden sich Flußdiagrarnm-Forrnulare, die ein Vorgänger da zurückgelassen hat. Richtige Programmierer schreiben Programme, keine Dokumentation, die für das Wartungspersonal hinterlassen wird.

Der Richtige Programmierer ist, unter großem Druck, in der Lage, 30, 40, sogar 50 Stunden in einem durch zu arbeiten. Er schätzt es, so zu arbeiten. Leerlaufzeiten sind für den Richtigen Programmierer kein Problem; sie geben ihm die Möglichkeit, ein Mützchen Schlaf zwischen zwei Compilerdurchgängen zu nehmen. Wenn nicht genug Termindruck auf dem Richtigen Programmierer lastet, tendiert er dazu, die Zügel schleifen zu lassen, indem er in den ersten neun Wochen an einem kleinen, aber interessanten Bereich des Problems herumbastelt. Dann schließt er die gesamte Arbeit in der letzten Woche ab, in zwei oder drei 50-Stunden-Marathons. Das beeindruckt nicht nur seinen Auftraggeber, sondern liefert gleichzeitig eine bequeme Ausrede dafür, daß keinerlei Dokumentation vorhanden ist.

Generell: Kein Richtiger Programmierer arbeitet von 9 bis 5, außer in der Nacht. Richtige Programmierer tragen auch keine Krawatten. Richtige Programmierer tragen keine. hochhackigen Cowboystiefel. Richtige Programmierer treffen gegen Mittag im Büro ein. Ein Richtiger Programmierer weiß den Namen seiner Frau, oder er weiß ihn auch nicht. Was er auf jeden Fall weiß, ist die gesamte ASCII-(oder EBCDIC)-Codetabelle. Richtige Programmierer wissen nicht, wie man kocht. Lebensmittelgeschäfte sind selten um 3 Uhr morgens geöffnet, also müssen sie mit Keksen und Kaffee überleben.

Wirft man einen Blick in die Zukunft, so ziehen einstige Richtige Programmierer in Betracht, daß die jüngste Programmierer-Generation nicht mit den selben Aussichten groß geworden ist wie ihre Eltern. Viele von ihnen haben nie einen Computer mit einer Schalttafel gesehen. Nur wenige, die heute von der Schule kommen, beherrschen Hexadezimalarithmetik ohne einen Taschenrechner. Die heutigen College-Absolventen sind gegenüber der harten Programmier-Wirklichkeit wie in Watte gepackt durch Source Level Debugger, Text-Editoren, die Klammern zählen, und benutzerfreundliche Betriebssysteme. Am schlimmsten ist, daß einige dieser angeblichen Computerwissenschaftler eine Graduation schaffen, ohne FORTRAN zu lernen! Steht uns bevor, eine Gesellschaft von Unix-Hackern und Pascal-Programmierern zu werden?

Nach meinem Dafürhalten sieht die Zukunft für Richtige Programmierer nach wie vor glänzend aus. Weder OS/370 noch FORTRAN zeigen Anzeichen auszusterben, den boshaften Bemühungen von Pascal-Programmierern zum Trotz. Auch sehr subtile Tricks wie etwa der Versuch, FORTRAN strukturierte Code-Konstrukte unterzujubeln, sind fehlgeschlagen. Ja sicher, ein paar Computerhändler sind mit FORTRAN77-Compilern rausgekommen, aber in jedem von denen gibt es einen Weg, auf dem er sich selbst in einen FORTRAN66-Compiler zuruckverwandeln kann - um DO-Schleifen zu compilieren wie Gott es vorgesehen hat.

Sogar Unix scheint nicht mehr ganz so schlimm für Richtige Programmierer zu sein, wie es einmal war. Die letzte Version von Unix hat die Stärken eines Betriebssystems, das eines Richtigen Programmierers würdig ist. Es hat zwei unterschiedliche und subtil inkompatible User Interfaces, einen überzogenen und komplizierten DFÜ-Treiber, und virtuellen Speicher. Wenn man von der Tatsache absieht, daß es strukturiert ist, kann sogar das Programmieren in C für einen Richtigen Programmierer annehmbar werden. Es gibt kein Type Checking, Variablennamen sind sieben (10? acht?) Zeichen lang, und das Bonbon des Pointer-Datentyps ist noch hinzugefügt. Es ist als hätte man die besten Teile von FORTRAN und Assembler in einer Sprache, noch ohne an einige der mehr künstlerischen Anwendungen für "define" zu denken.

Nein, die Zukunft ist nicht dunkel. In den letzten Jahren hat die Presse auch die glänzende Schar neuer Computerleutchen und Hacker bemerkt, die aus Orten wie Stanford oder MIT in die Richtige Welt rausgehen. Allem Anschein nach lebt der Geist des Richtigen Programmierens in all diesen jungen Männern und Frauen weiter. Solange es abartig definierte Sprungziele, bizarre Bugs und unrealistische Tabellen gibt, wird es Richtige Programmierer geben, gewillt einzuspringen, das Problem zu klären und die Dokumentation auf später zu verschieben.
Lang lebe FORTRAN!

Ed Post; Wilsonville, Oregon; Datamation 7/83.
(übernommen aus FORTHTREE/Hamburg)

Übersetzung ins Deutsche von Peter Glaser

 

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