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CCC auf kommerziellen Boxen - Rückschlag für private Betreiber ?

"...aber in den Zentren keimt es. Einige Sysops gestalten ihre Informationssysteme bewußt, sie agieren als elektronische Verleger"

So stand es in DS14 in der Ankündigung des Chaos Communication Congress '85. Den lokalen Mailboxen wurde steigende Qualität bescheinigt, das Bewußtsein der Betreiber für die Erfordernisse der Kommunikationsgesellschaft sei gestiegen.

Tatsächlich gibt es überall in diesem unserem Lande Sysops, für die ihre Mailbox mehr ist, als nur eine elektronische Müllhalde. Diese Betreiber investieren sehr viel Zeit und noch mehr Geld in die Entwicklung der lokalen Systeme, um eine Angleichung an den Standard der kommerziellen Boxen zu erreichen, ja diesen Standard in der Hinsicht zu übertreffen, da sie dem alten Grundsatz treu bleiben "Soviel Information wie möglich, so preiswert wie möglich". Da werden mal eben 10.000 DM in Hardware gesteckt, hunderte von Arbeitsstunden in Programmentwicklung investiert. Treibende Kraft bei dieser Entwicklung war dabei auch der CCC, der immer wieder unablässig forderte, die lokalen Systeme müssen weg von der C0-Maillbox, hin zum (semi-) professionellen Standard. Und tatsächlich fielen diese Anregungen bei etlichen Betreibern auf fruchtbaren Boden, inzwischen entstehen bundesweit überall Systeme, die auf mehreren Leitungen gleichzeitig erreichbar sind, teilweise auch über Pattex-D.

Das Hauptproblem für die Betreiber dieser Systeme ist dabei, dem Otto-Normal-User klarzumachen, daß diese qualitativ hochwertigen regionalen Systeme nicht mehr kostenlos zugänglich sein können, wenn allein die Fernmeldegebühren bis zu 400.- DM pro Monat betragen. Das ist angesichts der unzähligen C64-Boxen, die zum Nulltarif am Netz hängen, schon ein schwieriges Unterfangen, das nur durch die erhebliche Leistungssteigerung gegenüber den herkömmlichen Systemen sinnvoll und damit machbar wird. Nicht zu vergessen, daß die neuen regionalen und überregionalen Boxen auch ein gutes Stück mehr an informationeller Selbstbestimmung bieten, denn es stecken ja immer noch dieselben Leute dahinter, die im besten Sinne chaotischer Tradition agieren, In diese sehr schwierige Situation hinein platzt nun die Ankündigung des CCC, seinen Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, ein kommerzielles Mailboxsystem für einen unglaublich günstigen Preis zu nutzen. Das ist auf den ersten Blick eine sensationelle Sache, denn bisher waren kommerzielle Boxen aufgrund der hohen Monatsgebühren für normale Sterbliche unerreichbar. Auf den zweiten Blick jedoch ergeben sich daraus harte Konsequenzen für diejenigen Sysops, die gerade dabei sind, ihre Systeme, wie oben beschrieben, auszubauen, denn angesichts der neuesten Entwicklung erscheint es zunächst sinnlos, die Projekte weiterzuführen. Wozu ein System errichten, das dem Benutzer für fünf Mark im Monat ein Subset der Leistungen kommerzieller Boxen bietet, wenn für relativ geringe Mehrkosten der Zugang zu den kommerziellen Systemen offen ist? Zwar ist dafür die Mitgliedschaft im CCC notwendig, was bei den normalen Boxen nicht der Fall ist, aber es steht zu befürchten, daß es üblich wird, CCC-Mitglied zu werden, um in den Genuß der kommerziellen Box zu kommen. Diese Entwicklung kann durchaus dazu führen, daß die augenblicklichen Versuche, eine autonome Informationsszene hohen Standards aufzubauen, im Keime erstickt, oder zumindest auf lange Sicht behindert werden und es stellt sich die Frage, ob das tatsächlich im Sinne des Chaos Computer Clubs ist.

 

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