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Kennwort Hackfete

So mancher hat sich sicher schon gefragt, wie wichtige Verbalkommunikation bei Hackern stattfindet. Nun, nicht wesentlich anders als bei anderen Menschen. Die genaueren Umstände sollen an folgendem Beispiel erläutert werden:

Immer wenn das Kennwort 'Hackfete' auftritt, gerät die ganze Hackerszene in Aufruhr, denn das bedeutet gewöhnlich Außergewöhnliches. Man weiss schon, wo man sich trifft. Was getan wird ist klar, was passieren wird ist mässig unklar bis ultradiffus. Man besorgt sich noch schnell ein paar Flaschen Bier oder anderen Blubberlutsch und kramt die Zettel mit den Gebrauchtnuis und Kennungen zwischen den Platinen aufgegebener, angefangener, laufender oder nie gelaufener Projekte, den Protokolldisketten vom letzten Mal, den hoffnungslos verstaubten und zerlegten Rechnern mit den heraushängenden Erweiterungskarten, den NUA-Telefonbüchern, den ollen Datenschleudern und MC's hervor, spürt beim Anblick des Hackerartikels in der 64'er aufs neue den Drang, sich zu übergeben und entschliesst sich, die Zettel ins Auto zu legen, schon um sich diesem grauenvollen Anblick zu entziehen. Dann wird schnell noch der Handheld und der Accukoppler ausgegraben und die Notstromversorgung ans Netzgerät geklemmt.

Man wirft sich hastig in das Vehiculum, welches mit lautstarkem Protest antwortet, weil man sich nicht so verhalten hat, wie man sich normalerweise verhält und auf jeden Fall verhalten sollte, denn die selbstentwickelte, mikrocomputergesteuerte Alarmanlage funktionierte ausnahmsweise ordnungsgemäss. Nichts geht mehr. Schnell zurückrennen und nach dem Programm suchen! Unter dem ebenso lautstarken Protest der Nachbarn und der Insassen des inzwischen vorbeigekommenen, ausnehmend hässlich grün/weiss lackierten Behördenfahrzeugs studiert man erstmal das inzwischen angefundene Sourcelisting des Störenfrieds. Das Problem löst sich bald darauf von selbst, da sämtliche Spannungsversorgungen sich mittlerweile nicht mehr in der Lage sehen, selbst die genügsamsten CM0S-Schaltkreise mit Energie zu versorgen.

Total Reset. Das ist nebenbei bemerkt der Grund, warum der Hacker sein Auto stets auf einer Gefällstrecke abstellt. Nach dem Anrollen verrichtet der Verbrennungsmotor dann auch wieder seinen Dienst und es kann endlich losgehen. Die sechs Verstärker der aufwendig ausgeklügelten Stereoanlage werden vorsichtig nacheinander vorgeglüht, um das Leben der Sicherungen zu erhalten und schon nach wenigen Minuten kann das mindestens ebenso aufwendige Netzwerksystern auf ohrenbetäubende 10% seiner Sinusleistung hochgefahren werden. Das Leben beginnt, einem seine angenehmen Seiten zu präsentieren.

Am Ziel wird das Auto kunstvoll zwischen den Sperrpfosten hindurch auf den gewohnten Bürgersteig-Parkplatz jongliert. All Systems clear and leave car. Bepackt mit Aktenkoffer und VAX-Manuals biegt man den Finger zum schwachsinnig beschrifteten Klingelknopf hinauf, worauf eine leicht beschnasselte Person an der Tür erscheint und Einlass gewährt.

Nachdem man gemeinsam den ganzen Müll die Treppe hinaufgeschleift hat, befindet man sich in gewohnter Atmosphäre. Begrüssung durch offenbar von herabstürzenden Gummibäumen getroffenen Telefonen und den leicht süsslichen Duft von schwelenden Halbleitern in der Zerfallphase. Durch die zwei Fuss tiefe Papierschicht hindurchwatend findet man gelegentlich sogar einen Sitzplatz, auf dem man nach herabschieben der nach Monaten immer noch unsortierten und unbeschrifteten Disketten sogar sitzen kann. Alle hängen mit Bierflaschen und Kaffeetassen bewaffnet vordem Monitor, Typ 'manchmal geht er ja doch' und einer hackt die Kommentare des gröhlenden Publikums auf der völlig abgegrabbelten und kontaktschwachen Tastatur in den Rechner. "PIease see your representative if you are having trouble logging in". Eine ganze Menge Trouble denke ich. User authorisation failure, mein Gott ist die Kiste geduldig! Hack, hack, hack ... DCL endlich ist der Prompt auf dem Schirm, das wurde ja auch langsam Zeit!

Alles gröhlt. Jeder versucht seinen Lieblingssystembefehl mittels lauter Rufe als ersten durchzusetzen. Es klingelt. Der Zufallsgenerator wird bemüht, um zu ermitteln, wer diesmal an der Reihe ist, die halbnackte nachbarliche Studentin abzuwimmeln, welche da meint, ausgerechnet jetzt schlafen zu müssen. Das Los fällt auf mich. Ich sabbel mich also mit der Else ab und kehre zurück zur Wohnzimmervax.

Während die Anwesenheit der Anwesenden konstant sinkt, wird es Zeit für das Frühstück. Es wird jemand ausgeguckt, der die Aufgabe übernimmt, die Brötchen, die Eier, den Speck und die übrigen Utensilien zu beschaffen. 'Ich mag doch keine Pilze' ist der Kommentar eines natürlich-blassen Gastgebers. Nach dem Durchqueren der Küche mit dem Schneeschieber finden sich die Eier in der Pfanne wieder.

Man munkelt, daß der Gilb sich für die frühen Morgenstunden angemeldet hat, um noch drei, vier Telefone und die eine oder andere Anschlussdose zu verlegen. Tatsächlich treffen zwischen 10 und 11 ein paar Postler ein und packen ihr Equipment aus. Die Steckdosen werden irgendwo zwischen die restlichen 28 gequält, ein paar morsche Leitungen werden ausgewechselt, und schon nach wenigen Stunden funktioniert die Anlage, was sogar die Postler verblüfft.

Man hat uns den richtigen Bautrupp vorbeigeschickt, wie wir kurz darauf feststellen. Zwei von den - meist ungebetenen - Gästen erkundigen sich nach neuer Terminalsoftware, da sie offenbar privat Rechner des gleichen Typs für ähnliche Aktivitäten einsetzen ('kost uns ja nix'). Informations- und Datenaustausch. Man wird sich wohl bei Gelegenheit mal wiedersehen.

Nachdem die Halbleichen aufgeweckt wurden und der Kaffee, der schon an Körperverletzung grenzt die Rühreimasse heruntergespült hat, bekommt die Einlogg- und Begrüssungsprozedur noch ihren letzten Schliff, "ctl<-P CLEAR". Nun werden noch die neuen Telefone auf ihre Übertragungsqualität und auf kleine Tierchen überprüft, dann verabredet man sich noch für die Zeit nach dem Ausschlafen und schlurft Richtung Vehiculum.

Da man so tranig ist, wie allgemein üblich, gibt es diesmal bei der Identifikation seitens des Fahrzeugs keine Probleme. Leicht bis mittelschwer benommen tritt man die Heimfahrt an und grübelt über verbesserte Entstörung der autoanswer/autodial-Karte nach, während man feststellt, daß die Autoreinigungsintervalle nach Verkürzung schreien.

Vic.

hcfete11ds.txt 85-06-09 19:53

 

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