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Packet Radio - ein Grund, die Amateurfunklizenz zu machen ?

Jetzt steht den deutschen Funkamateuren ein neues Spielzeug zur Verfügung: Packet Radio, ein fehlergesichertes Datenübertragungsverfahren. Bisher wurden Fernschreibübertragungen im 5 Bit Baudot-Code (Datenübertragungsraten von 45 Baud) oder ASCII (bis 300 Baud) durchgeführt. Beide Normen wurden in der Regel im Asynchron-Betrieb, also mit vorangesetztem Startbit und angehängten Stopbits, benutzt. Daneben gab es noch Computerkurse und Programme per Funk, zB vom Kassettenausgang des alten PET. Vor einigen Jahren begannen, vor allem in den USA und Schweden, Funkamateure mit Übertragungsversuchen im Synchronbetrieb.

Dabei einigte man sich auf ein abgewandeltes X.25-Protokoll, das AX.25. Die Abwandlung besteht in einer Erweiterung des Adressfeldes des HDLC-Protokolls (high level data link control). Als Empfängeradresse dient das amtliche Rufzeichen der Gegenstelle; dafür werden 7 Bytes (statt 1) benutzt.

Da die mögliche Ubertragungsbandbreite bei Funkverbindungen eingeschränkt ist, wählte man als Kompromiß zwischen Bandbreite und Datendurchsatz eine Übertragungsrate von 1200 Baud sowie die NF-Töne des Bell 202-Standards (1200 und 2200Hz). Ein typischer TNC (Terminal node controller) enthält außer einer seriellen Schnittstelle einen Mikroprozessor, der zusammen mit einem HDLC-Controller die Aufbereitung der Datenpakete übernimmt, sowie ein Modem, der die NF-Schnittstelle zum Funkgerät darstellt. Anders als bei früheren Verfahren sind keine Eingriffe in das Funkgerät mehr nötig; Mikrofoneingang, Lautsprecherausgang und Sendertastleitung (PTT) sind bei jedem Funkgerät von außen zugänglich. An die serielle Schnittstelle (meist V.24 oder RS232C) kann ein beliebiges Terminal oder ein Computer mit Terminalsoftware angeschlossen werden.

Je nach Anwendungsfall kann man bei Packet Radio zwischen mehreren Verkehrs- und Betriebsarten wählen: Wenn die Texte bzw. Daten an mehrere Empfänger gehen sollen, z.B. bei Rundsprüchen, wären die Bestätigungen eines packets ein zeitaufwendiges Verfahren. Deshalb wird für einen solchen Stern- bzw. Kreisverkehr in der Regel der sogenannte Unconnected-Modus gewählt. Will man hingegen eine Funkverbindung mit nur einer Gegenstelle, also Linienverkehr, abwickeln, kann dies im Connected-Modus geschehen. Dazu wird über das Terminal ein Connect-Befehl, z.B. CONNECT DF7H1 eingegeben. Der eigene TNC strahlt daraufhin ein connect-request packet ab. Wird dieses packet nicht innerhalb einer vorzugebenden Zeit (FRACK = FRame ACKnowledge time) von der gerufenen Gegenstelle beantwortet, wird ein RETRY-counter heruntergezählt. Wenn er Null erreicht hat und bis dahin von der Gegenstelle keine Bestätigung eingetroffen ist, bricht der TNC den Versuch ab. Kommt die Verbindung zustande, kann der empfangende TNC das packet anhand der Frame-Checksum auf Fehler prüfen und ggf. neu anfordern. Der sendende TNC erwartet innerhalb der FRACK eine Bestätigung. Bekommt er sie nicht, zählt er den RETRY-counter herunter und bricht ggf. die Verbindung ab.

Es stehen zwei Betriebsarten zur Verfügung: einerseits der CONVERSa tions-Modus (zum normalen chatten) und der TRANSparent-Modus, bei dem alle Zeichen, also z.B. auch ctrl-c, transparent übertragen werden. Das ist besonders beim fernbedienen von Rechnern interessant.

In Hamburg liefen Versuche mit einem CP/M-Rechner, der über Packet Radio vollständig fernbedient wurde, inklusive Filetransfer von der Floppy zum Printer.

Eine weitere interessante Möglichkeit bietet das digipeating: Dabei wird im Adressfeld eines packets ein beliebiger TNC als digitale Relaisfunkstelle angegeben. Dieser TNC speichert kurzzeitig das packet und strahlt es anschließend wieder ab. So können einerseits Nachrichten über lange Strecken weitergeleitet werden (in den USA bestehen solche Netze z.B. entlang der ganzen Ostküste), andererseits lassen sich so auch vorzüglich lokale Netze miteinander verknüpfen.

Alle eben genannten Eigenschaften sollte jeder TNC bieten. Einige zusätzliche Möglichkeiten bietet ein TNC, der von der TAPR-Gruppe (TUCSON AMATEUR PACKET RADIO, P.O.Box 22888, Tucson, Arizona 85734) angeboten wird. Diese Gruppe arbeitet auf einer non-profit-Basis, liefert aber Bausätze, die nachbausicherer sind als die der als gut bekannten Firma Heathkit (62 Seiten des mitgelieferten 240-seitigen Ordners befassen sich mit dem Zusammenbau; ausführlicher geht es einfach nicht!). Eine der interessantesten Möglichkeiten des TAPR TNC's ist das monitoring: Nach bestimmten Kriterien (Absender, Empfänger ... ) können packets selektiert und angezeigt werden.

Außerdem können vom TAPR-TNC mit der TRACE-Funktion alle packets in Hexadezimal- und ASCII-Darstellung auf dem Terminal sichtbar gemacht werden. Der Abgleich des Modems wird durch eine eingebaute Calibration-Software unterstützt, an Meßgeräten wird höchstens noch ein ACmV-Meter benötigt. Ein Monitor-Programm für den 6809-Prozessor rundet die Software (32k) dann ab.

Wer das alles auf Amateurfunkfrequenzen be- und ausnutzen will, muß im Besitz einer Amateurfunklizenz sein oder das Risiko von fünf Jahren gesiebter Luft auf sich nehmen. Bei der Amateurfunkprüfung wird Stoff aus den Themengebieten Gesetzeskunde (Mindestabstand von der Post lm), Technik und Betriebstechnik abgefragt. Die Technik umfaßt im wesentlichen Hochfrequenztechnik (Empfängerbau, Senderbau, Entstörmaßnahmen, Antennenbau etc.) und neuerdings auch ein wenig Digitaltechnik.

Kurse zur Vorbereitung auf die Amateurfunkprüfung werden von vielen Ortsverbänden des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC e.V., Postfach 11 55, 3507 Baunatal 1, Tel. 0561/49 20 01) durchgeführt.

Wem die Reichweite von VHF und UHF nicht ausreicht, der kann auf die Kurzwellenbänder ausweichen. Dafür ist allerdings das Ablegen einer Telegrafie-PrüEung (Morsen) erforderlich. Dann steht einem weltweiten Packet-Radio-Betrieb nichts mehr im Wege, falls man nicht doch mehr Spaß an Amateurfunkfernsehen, Satellitenfunk über amateurfunkeigene Satelliten, Erde-Mond-Erde-Verbindungen oder Interkontinental-Klönschnacks gefunden hat ...

D F 7 H I

PS. Ich untersage hiermit jegliche maschinelle Auswertung des vorstehenden Textes zur Sprachanalyse (Textor-Verfahren des BKA c.A.)!

 

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