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RATIONALISIERUNG

s&w-Kritik

"Wir lehnen diese neuen Rationalisierungstechniken ab, weil dadurch zusätzliche Arbeitslosigkeit entsteht und wir zur Finanzierung unseres Lebensunterhaltes auf 'Einkommen aus unselbständiger Arbeit' angewiesen sind."

Wieviel Arbeit braucht der Mensch zum Leben? Oder lebt er zum Arbeiten? Was ist Arbeit?

Arbeit ist Kraft mal Weg (alte Mechanikerweisheit). Was ist Kraft? Kinetische Energie und geistige Energie. Was ist Weg? Bewegung. Aktivität. Dynamik. Und: Entropie.(3)

Die Entropie besagt. Wo Aktivität herrscht, wird unwiederbringlich Energie verbraucht, die für den menschlichen Gebrauch nicht mehr zur Verfügung steht. Unser Sonnensystem wird den Kältetod sterben. Was für unser Sonnensystem zutrifft, gilt auch für das relativ geschlossene System Erde-. Es ist angesagt mit der Energie sparsam umzugehen. Eingepaßt in natürliche Kreisläufe, mit möglichst niederentropischen Strukturen. Die Entfremdung wird so mit zum zentralen Thema. Arbeit ist verstärkt entfremdet, je mehr Distanz, bezüglich Raum, Ort und Zeit zwischen Herstellung und Verbrauch eines Produktes existiert. Um wenig Energie zu verbrauchen, ist es ratsam die Arbeitsplätze nah an die Wohnbereiche zu plazieren. Möglichst in die Wohnung. Die Rush-Hour ist ein nervendes energiefressendes und unfallträchtiges Produkt unserer stark entfremdeten "Arbeitswelt".

Also sollte die Masse der Bevölkerung sich nicht an den gleichen Tagen zu gleichen Zeiten auf die Socken zur Maloche machen.

Mehr denn je sind individuelle Arbeitszeiten angesagt. Und warum keine Heimarbeit? Der menschliche Kontakt mit den Kollegen wird fehlen? Wie menschlich ist denn der Kontakt bei der Fließbandarbeit, im Akkord, usw? Kann er es überhaupt sein? Es gibt Arbeiten, die sollte es lieber nicht geben. Und wenn diese Arbeitsmöglichkeiten wegrationalisiert werden können, dann sollen sie auch gefälligst verschwinden.

»Es sieht doch schon lange so aus: Wir arbeiten nicht mehr, um leben zu können, sondern wir müssen unser Leben so gestalten, daß wir genügend Arbeit haben.« (Hans A. Pestalozzi)

GEGENREALISIERUNG

s&w-Kritik

"Die Hacker haben sich wohl damit abgefunden, daß alles so kommt, wie es kommen muß, und versuchen es sich in den Nischen bequem zu machen."

Nichts kommt, wie es kommen muß. Ohne Input kein Output. Bescheide ich mich, bin ich ein Reagierender. Eine passive Rolle, angefüllt mit Sisyphosarbeit.

"...in jeder Gesellschaft der Fragende die Macht in den Händen hält, nicht der mit den Antworten. Wahre Macht liegt bei denen, die jene Struktur errichten, über welche die anderen nachdenken müssen, weil sie definieren, was verfügbar ist und was nicht, was aufgezeichnet und was vergessen wird."(4)

Warum gibt es keine alternativen Softwareproduzenten? Sind Nischen so verabscheuungswürdig?

In aller Deutlichkeit: Ich bin für eine Computerisierung unseres Planeten. Die anstehenden Probleme betreffen die Erde als Ganzes. Die globale alternative Vernetzung muß massiv weiter voran getrieben werden. Ein gängiger Computer verfügt über eine Speicherkapazität von vierundsechszig Kilo Bytes. Mal genommen mit zig Millionen Usern weltweit ergibt das ein unschlagbares Potential an Kreativität. Gerade der Schmelztiegel alternativ, grün, lila, kariert usw. bietet Freiräume, in denen sich innovative Ideen massig entwickeln. Nur: Wo bleibt die Umsetzung in die Praxis?

Der Computer ist ein maßlos universelles Werkzeug. Ich kann ihm viele langweilige monotone Verwaltungtätigkeiten aufhalsen. Allein die Textverarbeitung bietet völlig neue Möglichkeiten, mit Worten umzugehen. Alles läßt sich mit Grafik und Musik verbinden. Datenfernübertragung. Es wird kopiert, simuliert und gespeichert. Alles ist einmal oder zigmal ausdruckbar. Farbe. Spiele. Kontrolle. Steuern. Es lassen sich durchaus kleine computergesteuerte Werkstätten aufziehen. Hier könnten dann die Ideen verwirklicht; selbstverwirklicht werden. Vertrieb und Verkauf können über weiter auszubauende DFÜ Netze laufen.

Warum nicht versuchen, den Protessionellen das Wasser abzugraben? Nischen können da sehr flexibel sein. Es gibt so viele miese Programme und selten echte Beratung. Und den Projekten fehlt der Zaster vorn und hinten.

»Blue Bazoobi«: das Projekt baut Computer. Kleine tragbare Terminals, die Druckluftventile steuern. Zwanzigtausend Mark das Stück. Verkauft nach Singapur, Brasilien und China. Die Marktnische betrifft ein Anwendungsgebiet, das für die Profis mangels großer Stückzahlen unrentabel ist. Fünfzig Exemplare existieren zur Zeit. Mit dem verdienten Geld wird das Projekt "Fliegender Robert" finanziert.

Es geht also. Ein weites Betätigungsfeld tut sich auf.

Der CCC bietet ab sofort speziell für Apple II Computer Beratung in allen Lebenslagen an. Adresse für Schmähungen und ähnliches: taz HH, Referat Apfelmus, Nernstweg 32, Zweitausend HH Fünfzig

Wolfgang CCC, Abt. Kraut & Rüben

  1. Relatives Interesse? - Bertrand Russell, Das ABC der Relativitätstheorie, 1972, rororo 6787, 4,80 DM

  2. Matthias Horx, Chip Generation, rororo 8118, 1984, 12,80 DM S.125f

  3. Jeremy Rifkin, Entropie, 1982 Hoffmann & Campe. 30 DM

  4. Jaques Vallee, Computernetze, 1984 rororo 8101, 12,80 DM, S. 115 ENTROPH1.WS 850731 0451

 

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